Montag, 15. Januar 2007

Weinmesse

Weinliste zum Selbermerken und evtl. Nachbestellen:

Nachdem heute die 14. Weinmesse im Rathaus Schöneberg zu Ende gegangen ist und wir uns zwei Abende zwischen Winzern umhergetrieben haben, ist die Ausbeute der annehmbaren dort ausprobierten (und auch erworbenen) Weinsorten dieses Jahr folgende:

rot:
1) Dornfelder 2005, lieblich, rot (von Württemberg (Genossenschaftskellerei, Heilbronn, Erlenbach, Weinsberg eG, D-74076 Heilbronn), 5,50 Euro
2) redVenture Ginsterberg 2004 (Wein- und Sektgut Heinz Schneider, D-54340 Leiwen, Lostergartenstr. 34-36, 06507-99138, www.weingut-schneider.de) - ganz gut zum Essen, ist der Stand mit dem leckeren Cremelikör

rosé für C. (Vorbestellung: sollte halbtrocken, leicht fruchtig sein):
1) sehr lecker, aber nicht zu auf der Messe zu kaufen: Rosé 2006, Viña Videma - Rosario Estate, www.csc.de, Tel: 02252-4073
2) Frick: Rotling 2006, Nahe (Frick-Wein eK, Weinhaus, D-55585 Duchroth)
3) Rothe: Rotling, 2006 Biowein, (Manfred Rothe, Hauptstr. 14, 97334 Nordheim, 09381-4579, www.wein-rothe.de)
4) Apfelbacher: Rosé 05 (Weingut Apfelbacher, Neuseser Str. 3, D-97337 Dettelbach, Tel. 09324-869www.apfelbacher-wein.de)

weiß:
1) Vinum Riesling Classic (von Württemberg Genossenschaftskellerei, Heilbronn, Erlenbach, Weinsberg eG, D-74076 Heilbronn), 5,75 Euro
2) entpuppte sich im Nachhinein als gar nicht so schlecht: Schneiders: 2005 Riesling Hochgewächs, trocken (Die Weinmanufaktur Helmut Schneiders, Vertrieb: Hauptstr. 24, 56829 Pommern/Mosel, Tel.: 02672-93670, www.die-weinmanufaktur.de)
3) Perlwein, lieblich, Mendoza: Septiembre, Vino de Argentina (J.M. Höfferle Int. Hdl. GmbH, D-22529 Hamburg, www.hoefferle.de)
4) 2003er Becksteiner Kirchberg Auslese Müller-Thurgau (Erzeugerabfüllung: Tauberfränkische Winzergenossenschaft Beckstein eG, D-97922 Lauda Königshofen) - Flasche von Jan, hat den goldenen Preis bei der DLG-Bundesprämierung bekommen - dementsprechend ist auch der Preis: 9,50 Euro
5) Bietigheimer: Chardonnay Auslese trocken, Weingut Vollmer (Löchgauer Str. 13, D-74321 Bietigheim-Bissingen, Tel.: 07142-44223, www.weingut-vollmer.de), 5 Euro

bestes Olivenöl wie auch letztes Jahr:
Willow Creek, Lemon Fruity, Extra Virgin Olive Oil, cold pressed, aus Südafrika, www.willowcreek.co.za, wird in Deutschland vertrieben durch Time for Wein!, Breite Str. 11, 14199 Berlin, Tel. 030-32502337, www.time4wein.de)

Mittwoch, 14. Dezember 2005

Traditionen und deren Pflege

Den nachfolgenden Text habe ich auf www.borsig.at gefunden. Hier hat der Lehrer J. Borsig sich über Traditionen ausgelassen. Der Text spiegelt im Großen und Ganzen auch meine Haltung diesbezüglich wieder.

Vielleicht die einzige Zeit im Jahr, wo für fast alle Menschen alte Traditionen wieder lebendig werden, ist Weihnachten. Das Weihnachtsfest läuft meist nach festen Regeln ab, die selten gebrochen werden. Es werden zu einer ganz bestimmten Zeit Weihnachtskekse gebacken, in der Adventzeit gibt es "Birazelten" und am Heiligabend die traditionelle Würstelsuppe. Selbst ausgesprochene Kirchenmuffel besuchen die Christmesse und an den Feiertagen werden die Verwandten besucht, in einem genau festgelegten Rhythmus, versteht sich.
Und wehe, wenn ein Nikolausumzug mit einem Discozelt "verschandelt" wird oder gar sich ein türkischer Lokalbesitzer erdreistet, am Weihnachtsmarkt Döner Kebap anzubieten. Man muss sogar selbst aufpassen, hier nicht ins gleiche Horn zu stoßen, so tief verwurzelt sind Ansichten wie diese. Doch welchen Wert haben solche Traditionen noch? Oder besser gesagt: Wie ehrlich sind die überlieferten Rituale?

Der Mensch neigt dazu, ständig wiederkehrende Abläufe zu automatisieren, weil es für ihn einfacher ist, als immer neu darüber nachdenken zu müssen. Das fängt schon beim morgendlichen Zähneputzen an, das bei den
meisten unbewusst immer nach dem gleichen Schema abläuft, und lässt sich beliebig fortsetzen: Man steigt immer mit dem gleichen Fuß zuerst in die Hose, man kocht immer zuerst den Kaffee und deckt dann den Tisch oder wie auch immer. All das sind Handlungsmuster, die auf positiven Erfahrungen beruhen und die dazu dienen, uns das Leben zu erleichtern. So hat der Vater dem Sohn früher erklärt, mit welcher Fruchtfolge er das Feld zu bestellen hat, damit es besonders gut gedeiht, oder wie man aus rohen Brettern einen Stadel zusammenbaut. Wenn der Sohn dieses Wissen an seine Kinder weitergegeben hatte und diese wiederum an ihre Kinder, dann war das immer noch richtig. So ist aufgrund einer positiven Erfahrung eine Tradition entstanden, die über Jahrhunderte ihre Berechtigung hatte. - In unserer heutigen schnelllebigen Zeit verliert das überlieferte Wissen jedoch sehr rasch seine Gültigkeit. Welcher Großvater könnte seinem Enkel heute schon Windows XP erklären? Selbst die Schulen können mit den sich ständig wandelnden Anforderungen kaum Schritt halten (siehe Pisa-Studie!).

Doch nicht nur praktische Dinge wurden so tradiert, auch religiöse Bräuche und Rituale gehen auf ebendiese Automatisierung von Handlungsmustern zurück. Unsere Vorfahren haben nicht zwischen Alltag und Religion
differenziert. Für sie war Religion Alltag und Alltag Religion. Daher hatten auch ihre religiösen Bräuche einen praktischen Nutzen (der Segen für eine gute Ernte, das Austreiben der Dämonen usw.). Gebildete Menschen haben dies zu allen Zeiten gewusst. Daher wurden im Zuge der Christianisierung Mitteleuropas alte "heidnische" Bräuche übernommen und mit christlichen Inhalten besetzt. Ein Beispiel dafür ist "Halloween". Ursprünglich war dies das keltische "Samhain", ein Fest, mit dem die Kelten auch bei uns den Sonnengott verabschiedeten, der sie durch die fruchtbare Jahreszeit begleitet hatte. Das alte Jahr starb, das neue wurde geboren. Von jetzt an hielt der Totenfürst, der Herrscher des Schattenreichs, das Zepter in der Hand. Papst Gregor III. machte im 9. Jahrhundert daraus das christliche "Allerheiligen"-Fest. Viele Menschen regen sich auf, weil "Samhain" auf dem Weg über die britischen Inseln und Amerika nun als "Halloween" in seine alte Heimat zurückkehrt. Hier wird Traditionspflege unehrlich, denn Halloween ist älter und auch europäischer als jeglicher christliche Brauch!

Als Agnostiker stehe ich religiösen Ritualen neutral gegenüber. Wer glaubt, dass das alleinige Befolgen bestimmter Riten zur Glückseligkeit führt, der soll dies - in Gottes oder wessen Namen auch immer - tun. Er soll aber bitte auch alle anderen tun lassen, was diese zu ihrer Glückseligkeit glauben tun zu müssen. Und wenn jemand einfach nur feiern will und es lustig haben will, dann soll ihm auch dies gestattet sein. Gefährlich werden Traditionen allerdings, wenn diese Toleranz nicht mehr gegeben ist. Denn Traditionen haben noch eine ausgeprägte Eigenschaft: Sie grenzen aus. Sie grenzen alle aus, die diese Tradition nicht pflegen, weil sie vielleicht einer anderen Religion oder Kultur angehören. Da reicht es in Tirol schon, aus der katholischen Kirche auszutreten. Eltern mit Kindern kann man nur davon abraten, wenn sie ihre Kinder nicht ausgrenzen wollen, weil sie dann z.B. nicht zur Erstkommunion gehen dürfen. Selbst Lehrern (vor allem in der Volksschule) ist angesichts der vielfältigen Beschäftigung mit kirchlichen Themen davon abzuraten, und das in einem Land, das offiziell keine Staatskirche hat.

Daher bin ich froh, wenn auf Nikolausmärkten zur Disco-Musik getanzt wird und wenn ich zum Glühwein ein Döner genießen kann. Dies zeugt von gelebter Toleranz und bereichert unser gesellschaftliches Leben. Denn etwas Positives haben sie doch, die Traditionen: Zumindest auf dem tristen Lande sind sie eine willkommene
Abwechslung. So wie zum Faschingsumzug oder zum alljährlichen Marktfest trifft man sich eben auch am Nikolausmarkt. Gäbe es die Traditionen nicht, wäre das kulturelle Leben langweiliger und farbloser. Allerdings muss man sich immer bewusst machen, was Traditionen eigentlich sind: uralte Verhaltensmuster, die heute überwiegend ihre Gültigkeit eingebüßt haben. Oder, wie ein englisches Sprichwort sagt: "Traditionen sind wie Laternenpfähle. Sie beleuchten den Weg, aber nur Betrunkene halten sich daran fest."

Freitag, 7. Oktober 2005

Quality vs. Quantity of felt time or The Sensation of Time

I was in Nepal for a while and after one month a certain difference occured in the matter of how I perceived time. And it stayed like this - even intensified. I'm not shure why it changes so much especially in Nepal. I have been living a couple of years in different countries, but this feeling has never crept upon me more obvious than in Nepal. The strong intensity was stunning. And I'm not the only one. I believe it is part of what people find so utterly fascinating in this now troubled kingdom - apart from the awesome landscape, the friendly people, and the utterly colourful traditions in religion and culture.
I found a quote in a book I read there. It describes the feeling perfectly: Time has quality, not quantity there. While it flies here with the blink of an eye, it stands almost still over there. I still wonder why ....

".... If I were pressed to give one reason, one specific observation of why the life in Nepal seems so much more vivid than life anywhere else, I would answer with a single word: time. There is a quality to time spent in Nepal that can only be described as inhalant.
Back home in the Wild West, time whips by with the relentless and terrible purpose of a strangling vine filmed in fast motion. A week, two months, ten years snap past like amnesia, a continual barrage of workdays, appointments, dinner dates and laundromats, television shows and video cassettes, parking meters, paydays and phone calls.
You can watch it from Asia. You read the newspapers, you think about your friends back home - marching along in the parade of events - and you know it's still happening. It's happening there. On the other side. Yesterdays, todays and tomorrows are tumbling after each other like Sambo and the tiger, blending into an opaque and viscious ooze. There is no such thing as now; only a continual succession of laters, whipping their tendrils around the calendar. The clutches of the vine ...
In Nepal, the phenomenon is reversed. Time is a stick of incense that burns without being consumed. One day can seem like a week; a week, like months. Mornings stretch out and crack their spines with the yogic impassivity of house cats. Afternoons bulge with a succulent ripeness, like fat peaches. There is time enough to do everything - write a letter, eat breakfast, read the newspaper, visit a shrine or two, listen to the birds, bicycle downtown, change money, buy postcards, shop for Buddhas - and arrive home in time for lunch." [Jeff Greenwald, Shopping for Buddhas]

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Mittwoch, 5. Oktober 2005

Tourists and Guides - Sightseeing in your own City

Do you know this phenomenon where you live in a worldwide known city, considered a tourist magnet with loads of sights to see, but you yourself - though living there for years or even decades - know less about your city or have seen less than the average tourist spending a week there?
Many Parisian have never been on the Eiffeltower, and though most Berliners have seen the Brandenburg Gate, the Teletower, the Wall, ... it is only due to the fact that they are practically unavoidable in your daily routine or if you want to go out.

One way to see a city is to get an interested friend to spend one day sightseeing per month with you. Would be also good if this friends has similar taste in art/culture.

But by far the best way is to get your friends - preferably the ones who don't live in your country - to come over to visit you. By that means you are forced to show them your city. And half of them bring guide books along so you get to read them as well and will be able to impress the next friend with your newly discovered knowledge.
If they don't have guide books you call this one friend you ought to have - you know, the one working as a tourist guide during his university time to afford his living? - and get him/her to give you a crash course.
A good part of the forced sightseeing also includes the fact that you can actually take loads of pictures in different seasons of the attractions. And you know all the good places to eat when you get hungry from walking around the city you are only used to conquer by means of faster transportation normally. Not to mention the time saving you enjoy by already knowing how to get around while trying to get into the spirits of tourism without having to memorize the Lonely Planet or the public transportation map first.
It's also a very relaxing time for you. You still get to sleep in your own bed and enjoy all the comforts of your own home, while feeling a bit like on holiday. Admittedly the touristy touch goes down a bit when you meet friends in the streets and need to tell them you don't have time to go out in the evening because you promised to show your guest the beautiful lightning on this very old building or castle during the night, but it is still very nice.

If you do this the first time, here is a short guide to learn more about your city in 15 steps:
1. Get a friend from far away to visit you.
2. Promise to show him/her/them your city.
3. When he/she tells you they will trust your judgement and will happily follow your guidance, DO NOT SHOW PANIC!
4. Instead: google your city with some crosslinks to sightseeing and sights or things to see (if you don't know any tourist sights at all - shame on you!) ;)
5. Read the site, maybe print it out for further reference.
6. If there is a lot of things to see and the site is really extensive, send the link to your friends to ask them if they have a particular wish. Appear knowledgeable!
7. Start collecting little maps some people give out for free in the streets. Maybe go to a tourist information for a city map with the sights shown.
8. Call up the above mentioned friend, go out for a drink to make it up to him/her.
9. Two days before they arrive and if you haven't managed to read anything yet: now is a good time to start worrying!
10. Last day before you have to get to the airport: READ UP anything you get on the most important sights and do not forget to figure out how to get there! Memorize the last bit especially!
11. Try to make a list/schedule of the things to see in one area so you won't need to go zigzag through the city. Some of your friends might have a good orientation sense and will note it when you walk in circles.
12. Refresh your knowledge on the transportation fees for the public transport (assuming you've got a montly/yearly ticket and usually don't worry about it at all).
13. Figure out how to get to the airport in time!
14. Greet your friends with joy and appear calm when they ask you where to go first.
15. Remember the bits which you tried to memorize yesterday and tell them when you reach the sight. It is also very nice to know some related funny stories about the place. Remember also not to stare at the object as if (or when) you see it for the first time. It's a give-away. :)

ENJOY YOUR CITY!
- otherwise you'll never know how interesting it is and how many beautiful little corners there are!

Note: Since I played city/tourist guide quite a few times over the past year, I can now happily admit to know my city better than a tourist!

Samstag, 13. November 2004

Autumn is disappointing in Berlin this year

Having missed autumn/fall last year due to a long stay near the equator (work-related) I'm deeply disappointed by this years missing colours. Wish I'd have the time to fly to New England - where I used to live for a while - the Indian summer there is absolutely fantastic and I sincerely miss it each year since that time.
Thinking about it, I probably wouldn't fly to the US anyway. Heard about the new security things at the airports. If I'm gonna go there they will take my picture and my fingerprints like if I'm any common criminal. I'd feel immensely offended.
Hmmm, maybe I could fly to Canada and then cross the border by car ... If I fly early I could have over a month full of fall - starting maybe in Quebec or Montreal and slowly going down to Massachusets. Maybe could go to study a term in MIT - I passed the test a couple of years ago, shurely will be able to do it again ... Will see next summer.

Freitag, 1. August 2003


Hola Allerseits,

hiermit gebe ich Euch Bescheid, daß ich wieder einmal für eine Weile den Kontinent verlasse. Und damit jetzt Eure Gedanken nicht den Worten "Schon wieder?!" hinterherlaufen müssen, füge ich gleich noch hintenan, daß ich dort arbeiten muß/werde/möchte. Zumindest ist das der Zweck meiner Reise die ersten paar Monate. Danach werde ich selbstverständlich noch Urlaub machen und mir das Land ansehen und die Leute kennenlernen.
Diesmal geht es nach Südamerika - nach Ecuador. Soll ja ein wunderschönes Land sein. Die Galapagosinseln werde ich auch gleich noch mit unter die Lupe nehmen - immerhin gehören sie ja offiziell zum Staat dazu. Und Bergsteigen und Tauchen kann man dort auch ganz gut. Meine Äquatortaufe werde ich aber wohl auf dem Land verbringen ... (und mir den Einfluß der Corioliskraft auf die Drehrichtung des Wassers beweisen lassen).
Und damit Ihr auch wißt, womit ich mir dann die ersten Wochen die Zeit vertreibe: Ich nehme Gasproben aus dem See Quilotoa (knapp 4000 m hoch, Kratersee eines ausgasenden Vulkanes) und analysiere sie auf ihre Gaszusammensetzung.

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Mein langjähriges Sträuben gegen das Einloggen ins Netz während meines Urlaubes habe ich schweren Herzens aufgegeben - zumindest für diese Reise. Ich habe vor, eine Art "Ecuador-News" ein- bis zweimal im Monat zu schreiben. (Das nimmt dann auch meiner Familie und Freunden die Angst vor meinem völligen Verschwinden von der Bildfläche). Inhalt soll Curioses, Interessantes, Peinliches, Erfolgserlebnisse, ... - kurz, eine elektronische Postkarte/kurzer Reisebericht sein. Die verlängerte Version werde ich dann hier nach meiner Rückkehr veröffentlichen - vielleicht aber auch nur die kurze - wer weiß ??

Das Ganze inkl. Auswertung & Co. wird dann eine schriftliche Projektarbeit für die TU Berlin. Wenn jemand noch Näheres wissen möchte, habe ich Euch hier mal den Text der Projektbeschreibung hinterlegt.

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Die Problematik ist ähnlich der von Lake Nyos. Eine sehr gute englische Seite zur Entgasung von Lake Nyos in Kamerun, Afrika (mit netten und verständlichen Bildchen zum Thema) findet Ihr unter diesem Link.
Ich werde mir ab und an Internetzugang verschaffen und meine mails abrufen. Das wird aber nicht wirklich regelmäßig sein. Erwartet also bitte nicht wirklich in den nächsten beiden Tagen eine Antwort. Aber Ihr könnt natürlich auch Glück haben ...

Bis circa Weihnachten,
Anita.

p.s. Fotos sind auf meiner Homepage

Montag, 15. April 2002

Diesen - hier gekürzten - Brief hier habe ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland an meine Freunde verfaßt. Er enthält in Kurzform meine Aktivitäten in Nepal zusammengefaßt.

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Namaste alle zusammen,
[...]
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Nach nur einem einzigen Tag Sightseeing in Kathmandu ging es sofort weiter zum Annapurna Rundweg. Das sind 330 km Länge, 8514 Meter hoch und 7993 Meter 'runter. Der höchste Punkt der Strecke ist 5414 m hoch - einer der höchsten Pässe der Welt, der Thorung La-Paß. Unser "Gipfeltag" war der 13.3. und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß das Hochkommen wesentlich leichter als das Hinuntersteigen ist - wirklich! Auf der anderen Seite erwartete uns nicht nur das erste wirkliche Grün in Nepal, sondern auch viel weniger Eselkarawanen, frisch gepreßter Apfelsaft, der beste apple crumble (Apfelkuchen mit Streuseln) der Welt, heiße Quellen, Ammoniten mitten auf der Straße, die durch einen ausgetrockneten Urozean führt, Canabis ohne Ende als Unkraut wachsend und reife Mandarinen und Bananen auf den Bäumen. Der Trek endete für uns in Pokhara, einem Althippie-Standort. (Ja, es stimmt wirklich: die Leute gehen wandern, sammeln das "Unkraut", trocknen es und lassen es sich dann in Pokhara gutgehen ...)

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Zum Erholen ging es dann drei Tage lang in den Chitwan Nationalpark ins Terai - der früheren Malariahölle Nepals. Zum Glück fing die Moskitosaison gerade erst an und die Biester hatten offensichtlich keinen Appetit auf mich. Habe mich nämlich nicht nur mit Autan eingenebelt, sondern auch mit einer komischen indischen Insektenabwehrcreme eingeschmiert. Das hat ihnen den Appetit dann wohl gänzlich verdorben. Wir haben dort im Dschungel jede Menge Tiere gesehen: Wild, Vögel, Krokodile, kleinere Echsen, Nashörner, Tigerabdrücke, Affen, und einen Bären, der uns entgegenkam und partout nicht vom Weg abweichen wollte. Unsere zwei Führer haben sich heldenhaft mit erhobenen Stöcken vor uns gestellt, bereit, uns Touris zu verteidigen. Wir sind auf Elefanten geritten und der Höhepunkt für mich war das Baden mit einem dieser Tiere. Habe mich barfuß (allerdings ansonsten bekleidet) auf eine Elefantenkuh gesetzt und wurde dann großzügig erst einmal mit einer Erfrischungsdusche bedacht, bevor mich das Tier "abwurf". Wußtet Ihr übrigens, daß die Elefanten-"haare" nichts anderes als Drahtborsten sind? Zumindest fühlen sie sich so an ... jetzt weiß ich wenigstens, warum die "madhis" immer eine Decke beim Reiten unterlegen ...

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Vom Park aus ging es zurück nach Kathmandu, wo ich mich nicht nur von meinen drei bisherigen Reisebegleitern (Andreas, Jörg und Volker) verabschiedete, die zurück nach Dtl. zur Arbeit mußten, sondern auch etwa eine Woche lang die Hauptstadt und Umgebung besichtigte. Mit meinem neuen "Travelcompanion" Falk (kenne ich aus Berlin) und einer auf dem Annapurna-Rundweg kennengelernten ungarischen Australierin ging es nach dem Holi-Feiertag dann zum Langtang-Trek.

Holi (auch Fargo genannt) ist übrigens - zumindest für ein paar Stunden - ziemlich amüsant. Sämtliche Leute, jung und alt, schmeißen mit gefärbtem Wasser auf alles, was sich bewegt oder auch nur halbwegs menschlich aussieht. Ein riesiges farbiges Schlachtfeld. Die bevorzugte Farbe ist übrigens rot. Wenn ich meine Bilder entwickelt habe, kann ich euch ja mal ein Bild von mir nach nur zwei Stunden zukommen lassen. Wir wurden sogar von "Nepal Television" gefilmt .... Leider haben wir die Nachrichten verpaßt, wo wir gezeigt werden sollten.

Der Langtang-Trek war ebenso wundervoll wie der Annapurna-Rundweg. Die Landschaft ist jedoch völlig anders und die Leute sind fast alle Tibeter zweiter Generation, deren Eltern alle aus Tibet geflüchtet sind. Sehr nette Menschen und viel ruhiger als die Hindus im Süden des Landes. Der höchste Punkt befand sich auf knapp 4000 Metern. Dort habe ich mich ausreichend (1100 Gramm) mit Yakkäse eingedeckt (naja, eigentlich heißt es richtig "Nak-Käse"). Ein wirklicher Genuß, den ich hier in Deutschland unbedingt mal mit Rotwein ausprobieren muß ....

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Dank eines neuen und erstaunlich genauen "Spielzeugs", das ich mir kurz vor der Abreise gekauft habe, konnte ich meine Gesamthöhenmeter speichern. Insgesamt bin ich in dieser Zeit 12.224 Meter berghoch und 11.577 Meter bergab gestiegen und das nur auf den Treks! Die unzähligen Stufen zu diversen Tempeln, Gompas und Stupas sind bei diesen Höhenmetern nicht mit eingerechnet.

Nach der Rückkehr nach Kathmandu (zwischenzeitlich ein von den Maoisten - auch Terroristen genannt - angeordneter Streik, bei dem aus Furcht eine Woche lang keine Busse fuhren) ging es weiter nach Bhaktapur, einer ruhigen Stadt nur knapp 20 km entfernt. Ich war schon dort gewesen und pries die Ruhe und Beschaulichkeit des Ortes bei meinen Begleitern an. Als wir dort ankamen, war die Hölle los - nix mit Ruhe und Frieden. Eines der größten Feste des Kathmandu-Tales sollte am nächsten Tag stattfinden - der Auftakt zum Neuen Jahr. Traditionell eingeleitet wird das Spektakel in dieser Stadt damit, daß ein vorher gebauter Wagen mit "Gott" beladen wird (eine Tempelstatue und ein Stein=Gott) und dann von zwei Gruppen jeweils in zwei verschiedene Richtungen gezogen wird. Dieses Tauziehen dauerte bei uns über 3 Stunden, bevor sich eine der Parteien dann doch als die Stärkere erwies und den riesigen, schweren Holzwagen durch die engen Straßen zog. Ziehen darf übrigens jeder, der will ... die Mannschaften bestehen aus 50-100 Leuten, je nachdem wieviel Platz ist und wer Lust hat. Die Mannschaften sind auch NICHT gleichmäßig auf beide Seiten verteilt. Nix mit gleicher Stärke oder Fairneß ... alles sehr chaotisch. Deshalb konnte eine Partei dann auch die Stärkere erweisen. Als der Tag sich nämlich neigte, kamen immer mehr Leute auf eine Seite und das ungleiche Kräfteverhältnis führte dann zum Erfolg. Wir haben das Ganze hoch oben von einem Tempel beobachten können. Viel gelacht und mitgefiebert. Dieser Feiertag gefiel mir besser - zumindest bis ca. 21 Uhr. Danach verkrochen wir uns dank Vorwarnung ins Hotel. Der Tag endet nämlich damit, daß alle Nüchternen und Besoffenen Steine und Ziegel auf andere Leute werfen. Wie überleben die Nepalis das nur??? Am nächsten Morgen die Straße zu betreten erwies sich als neuerliche Hürde - voll von zerbrochenen und zerbröselten Ziegelsteinen - eine Baustelle sieht bestimmt sauberer aus ...

Die letzten anderthalb Tage wurden in Kathmandu verbracht. (Das Essen in Bhaktapur ist übrigens besser!) Die letzten Einkäufe und Mitbringsel füllten dann doch noch den Rucksack ...

Freitag abend ging dann der Flug und die nächsten Stunden verbrachte ich dann dank eines idiotischen Deutschen in einer midlife-crises schlaflos im Flugzeug. Kam nach 45 Stunden Wachens in Dtl. an und das erste, nach dem ich im Supermarkt griff, war dunkles Schwarzbrot .... :)) Hoch lebe die deutsche Brotbacktradition!

Ich vermisse Nepal schon jetzt - vor allem, da sich Deutschland als grau, regnerisch und bewölkt präsentiert. Ich vermisse die bunten Farben, die Wärme und das Chaos. Und die Straßen in Deutschland sind merkwürdig (aber besser ;) ): kein Hupen, keine Autos auf den Fußgängerwegen, die einem fast die Zehen abfahren, alles ist so ruhig .....

Jetzt ist meine Zusammenfassung doch länger geworden als geplant. Ich hoffe, Ihr habt Euch nicht ganz so sehr gelangweilt. Einen ausführlicheren Reisebericht werde ich noch verfassen - keine Ahnung, wie lange das dauern wird ... Bei Interesse sende ich Euch den Link oder den Bericht.

Meine Rückkehr in die heimatlichen Gefilde bedeutet natürlich, daß ich wieder telefonisch erreichbar bin, sowohl im Festnetz als auch - mehr oder weniger - mobil. Auch werde ich mich bemühen, die eingelaufenen mails schnellstmöglich zu beantworten ....

Bis dahin liebe Grüße und namaste.

Für blog-Leser: Die vollständige Gallerie und auch der komplette Reisebericht ist auf meiner Homepage.